Igel in menschlicher Obhut

Igel in Obhut

Sie möchten einem Igel helfen und haben gründlich geprüft, ob er Hilfe durch vorübergehende Innenhaltung braucht. Was erwartet Sie?

Igel sind Wildtiere und suchen die ganze Nacht ihre Nahrung, sie wandern viel umher. Sie brauchen daher viel Platz. Größere gesunde Igel ab 350 g, die Ihren Garten zu ihrem Revier zählen, kann man im Herbst im Garten im Freien versorgen, in dem man jeden Abend ein Schälchen Futter an einen trockenen Futterplatz stellt und zusätzlich trockene Winterschlafplätze mit Holzstapel und Reisighaufen oder Kisten mit Stroh unter trockenen Nadelbäumen oder Immergrün anlegt. Dieses betreute Wohnen erhält dem Igel sein Revier, erhält seine natürlichen Instinkte und Bewegung und beugt Mangel- und Fehlernährung vor, lockt aber eventuell unerwünschte Tiere an.

Bevor Sie einen Igel ins Haus nehmen, wägen Sie bitte ab, ob die Schwere seiner Erkrankung den Verlust seines Reviers und den Stress der Gefangenschaft rechtfertigt. Bedenken sie auch, dass Igelpflege aufwendig ist und Durchhaltevermögen erfordert.

Das Gehege

Kranke und kleine Igel brauche Wärme von ca. 18–20 °C, frische Luft und Tageslicht. Ein Gehege von ca. zwei Quadratmetern aus ca. 40 cm hohen glatten Brettern oder aneinander geklebten großen Kartons mit Schlupflöchern dazwischen ist das Richtige. Ein Meerschweinchenkäfig oder die Badewanne reicht nicht und ist Quälerei!

Igel haben empfindliche Ohren und mögen keinen Lärm oder Erschütterungen.

Polstern Sie das Gehege mit alten Zeitungen aus, die Sie täglich wechseln müssen. Igel sind als Wildtiere nicht stubenrein und benutzen in der Regel auch keine „Klo-Ecke“. Selten benutzen sie ein Katzenklo mit Erde; die meisten markieren munter Gehege und Schlafhaus mit ihrem Kot. Ein kleinerer Karton mit Stroh oder Papierschnitzeln dient als Schlafhaus

Der Eingang sollte ca. 12 x 12 cm groß sein. Auch das Haus muss täglich sauber gemacht werden.

Ein Igel sollte wegen seines Ruhe- und Schlafbedürfnisses tagsüber und wegen des Geruches seiner Ausscheidungen nicht im Wohnraum von Menschen gehalten werden. Wenn Sie den Igel in einem Raum für sich halten wollen, schließen Sie Gefahren für das Stacheltier durch scharfkantige Gartengeräte, aufliegende Rohre, Wassereimer oder ähnliches aus. Igel können erstaunlich gut klettern und sich auch lang, flach und dünn machen; das Gehege muss daher ausbruchssicher sein! Igel können ihre Stacheln nicht rückwärts ausrichten, ein in einem engen Rohr oder hinter einem Regal eingeklemmter Igel kann sich nicht selbst befreien. Solche Gefahren müssen zuvor ausgeschlossen werden.

Gesundheit

Als Wildtiere haben die meisten auch kleinen Igel Außenparasiten wie Flöhe und Zecken. Bevor Sie dagegen etwas unternehmen, untersuchen Sie Ihren Schützling auf offene Wunden und Fliegeneier oder Fliegenmadenbefall. Fliegeneier sehen aus wie kleine weiße Stäbchen und sind in kleinen Haufen an die Wunde oder das Fell geklebt. Sie müssen mit der Pinzette entfernt werden; offene Wunden müssen vom Tierarzt behandelt und desinfiziert werden. Flohspray oder -puder darf nicht in offene Wunden gelangen. Sind keine offenen Wunden vorhanden, dann können die Blutsauger entfernt werden. Setzen Sie den Igel dazu auf ein altes, helles Handtuch, halten Sie ihm das Gesicht und die Augen zu und pudern Sie den Igel mit Flohpuder für Hunde und Katzen ein. Streicheln Sie die Stacheln gegen den Strich von hinten nach vorn, damit der Puder an die Haut gelangt. Decken Sie ihn mit dem Handtuch locker zu und warten Sie ein paar Minuten, bis die Flöhe abgefallen sind. Zecken (bei Weibchen besteht die Gefahr der Verwechslung mit den Brustwarzen) können mit einer Pinzette entfernt werden. Sie sitzen gern hinter den Ohren und am Schwänzchen. Auch gesunde Igel haben ein oder zwei Flöhe oder Zecken. Entfernen Sie den überschüssigen Puder. Achten Sie darauf, dass der Igel nicht Puder im Gehege verstreut und dann gar mit der Schnauze aufnimmt; er kann sich dadurch selbst vergiften. Flohspray hat diesen Nachteil nicht, dafür ist der Sprühstoß, die Nässe und der starke Geruch von Flohspray für die Igel sehr unangenehm.

Starker Befall durch Parasiten ist ein Zeichen dafür, dass der Igel krank ist. Bei Anzeichen von Husten oder grasgrünem oder wässerig-flockigen Durchfall bringen Sie das Tier zum Tierarzt. Husten und Durchfall sind Zeichen von Innenparasiten (Würmern) und können für die Igel tödlich sein.

Der Igel und seine Artgenossen

Igel sind Einzelgänger und suchen Artgenossen in der Regel nur in der Paarungszeit auf.
Kleine Igel und Igelgeschwister bis ca. 300 Gramm oder Mütter mit kleinen Stachelkindern kann man zusammenhalten, es sei denn, es erweist sich einer als Störenfried und faucht oder beißt die anderen; dann muss man den Rabauken von den übrigen trennen. Halbwüchsige und erwachsene Igel müssen einzeln gehalten werden.

Schlafhaus

Igel brauchen ein Schlafhaus aus einem Karton mit Deckel mit einem Einschlupfloch von ca. 12 x 12 cm bei normaler Igelgröße bis ca. 800 g. Igel können bis 1.500 Gramm wiegen, dann muss das Schlafhaus und der Eingang größer sein. Das Schlafhaus wird am Boden dick mit Zeitungen ausgelegt und mit Zeitungsschnipseln, Heu oder Stroh gefüllt. Auch das Haus muss täglich kontrolliert werden; viele Igel markieren auch das Haus mit Kot. Manche Igel mögen kein niedriges Schlafhaus und entfernen regelmäßig das Dach ihres Kartonhauses, manche bestehen auf einem zweiten Eingang. Erfüllen Sie Ihrem Pflegling diese Wünsche.

Ernährung

Als Futter hat sich bei kurzem Aufenthalt Katzendosenfutter mit handelsüblichem Igelfutter 2 : 1 gemischt mit Haferflocken und einer Prise Futterkalk bewährt. Bei längerem Aufenthalt führt es aber zur Verfettung und Mangelerscheinung. Man kann auch klein geschnittenes oder püriertes Hühnerfleisch gekocht mit Möhren und wenig Reis, einen abgekochten Hühnerflügel zum Knabbern gegen Zahnstein und zusätzlich Katzentrockenfutter geben. Rohes Fleisch oder Regenwürmer und Schnecken empfehlen wir nicht zur Fütterung von Igeln im Haus, es können dadurch erneut Innenparasiten eingeschleppt werden. Ab und zu ein Mehlwurm kann aber nicht schaden. Kleine Igel fressen gern zerdrückte Banane, Weintrauben, Beeren, Äpfel, Rosinen, Erdnussbruch (ungesalzen!) oder ähnliches. Manche mögen gekochtes Ei oder milden Käse; reife Avocado oder gekochter Fisch wird gern gefressen. Kleine Igel mögen die Nahrung gern breiig; man kann das Katzenfutter mit der Gabel zerdrücken und mit Haferschleim etwas dünner machen.

Igelbabys (bis 180 g) oder Igel die nicht fressen wollen, müssen mit Nahrungsbrei aus der Pipette ernährt werden. Für die Aufzucht von kleinen Igeln bis 100–120 g hat sich Hunde- oder Katzenbaby-Aufzugsmilch (keine Kuhmilch!) mit Haferschleim bewährt. Bei ca. 180–200 g werden die Igel langsam auf einen Banane-Grießbrei (ohne Kuhmilch, angerührt mit Fencheltee) umgestellt. Beim Gewicht von 200 g können sie dann schrittweise an Igelfutter gewöhnt werden.

Verwenden Sie nie etwas Gewürztes, Süßigkeiten oder Speisereste; Igel vertragen auch kein Salz.

Zu Trinken bitte nur Wasser, bei Durchfall Fencheltee, aber keine Kuhmilch. Von Milch bekommen Igel Durchfall, trocknen aus und können sterben.

Igelbedürfnisse

Als Wildtiere haben Igel in der Natur viel Abwechslung, die sie auch in menschlicher Pflege brauchen. Ein Lederlappen oder Lederschuh, zusätzliche Papierschnipsel, Heu oder Stroh zum Selbstbau des Nestes, ein zweites Schlafhaus, eine flache Schale mit Grassoden zum Würmer suchen, angereichert mit ein paar Mehlwürmern, schaffen Abwechslung.

Sollte der Igel dennoch unter Hospitalismus leiden und stundenlang an einer Käfigseite auf und ab laufen, muss das Gehege vergrößert werden und mit Kartons mit Durchschlupflöchern ein Labyrinth gebaut werden. Anderenfalls kann er sich die Füße blutig laufen; das wäre Tierquälerei und keine Tierpflege.

Ende der Obhut

Haben die Igel ihr Winterschlafgewicht von mindestens 500 g erreicht, werden sie unruhig (Nestbautätigkeit) und sind bereit, in den Winterschlaf zu gehen. In der freien Natur gehen Igel Ende November in den Winterschlaf, wenn es im Freien durchgehend nur noch ca. 5–6 °C warm ist und die Tage kurz werden. Sie suchen sich einen frostsicheren Platz, tragen Laub und Nestmaterial zusammen und wickeln sich richtig darin ein. Sie kommen dann bis Ende März/Mitte April nur etwa jede Woche oder alle 14 Tage zum Trinken und Fressen zum Vorschein. In wärmeren Perioden wachen sie auf und laufen herum. Beträgt die Temperatur im Januar mal ein paar Tage lang ca. 10 °C, können Sie also durchaus abends einem Igel auf Nahrungssuche begegnen. Hier können sie mit dem beliebten Katzen- und Igelfuttergemisch im Garten beifüttern, da ein aktiver Igel im Winter viel Energie verliert und nur wenig natürliche Nahrung findet. Beachten Sie dabei bitte das unter Sie finden einen Igel – was ist zu tun? Gesagte. In menschlicher Obhut machen Igel auch Winterschlaf. Auch wenn sie ein Gewicht von mindestens 500 g erreicht haben, kann man sie nicht sofort einfach aussetzen. Sie finden Ende November kein Revier mit genügend Nahrung und Winterschlafplätzen mehr, in dem sie im Winter überleben könnten. Das Aussetzen eines Igels, der längere Zeit im Haus gepflegt wurde, ohne Beifütterung, Schlafplatz und langsame Umgewöhnung an Temperatur, Luft, Geräusche und Muskeltraining führt häufig dazu, dass das Stacheltier zugrunde geht. Ist es draußen also ca. 5 °C warm, gewöhnt man den Igel langsam stufenweise an diese Temperatur. Das Gehege sollte im Freien stehen, mit einem trockenen frostgeschützten Schlafhaus. Dazu kann man einen kleineren Karton in einen größeren Karton stellen, die Zwischenwand mit Zeitung polstern und den Boden dick mit Zeitung auslegen. Styroporhäuschen bewähren sich nicht bei solchen Igeln, die sich einen zweiten Ausgang durch das Styropor wühlen. Solche Igel bekommen besser das Kartonhaus mit zweitem Ausgang oder eine Holzkiste. Bei Plastikhäuschen bildet sich häufig Kondenswasser, so dass die Einstreu feucht ist und schimmeln kann. Das ist für Igel ungeeignet. Als Nistmaterial hat sich Stroh oder Heu bewährt, von denen man einen Extrahaufen in das Gehege legt, damit sich die Igel ihr Haus selbst einrichten können. In altem Laub sind oft Pilze oder Parasiten; es eignet sich nicht. Verstopfen die Igel den Eingang zum Schlafhaus, wollen sie in den Winterschlaf gehen. Trotzdem sollte im Gehege immer frisches Wasser und Trockenfutter stehen für den Fall, dass der Igel erwacht und herum wandert. Das ist bei unseren milden Wintern im Ruhrpott häufig der Fall. Im Frühjahr bei mildem Wetter, also Ende März bis April erwacht der Igel. Dann braucht er ca. 14 Tage mit gutem Futter zur Kräftigung, eine Kontrolle, ob er gesund ist, sowie Training der Muskeln und Nahrungssuche am Besten in einem großen naturnahen Außengehege. Sodann sucht man ein gutes straßenfernes, igelfreundliches Revier mit gutem Nahrungs- und Unterschlupfangebot und setzt ihn mit seinem Schlafhaus und etwas Futter aus. Im Garten kann man noch eine Woche oder 14 Tage abends ein Schälchen Futter herausstellen zum Eingewöhnen. Nach wenigen Tagen wird er sich seinen eigenen Schlafplatz und sein eigenes Revier suchen.

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