Stellungnahme des AkU zum Bebauungsplan „Musikzentrum“

Der AkU hat am 18.10.2012 die folgende Stellungnahme im Rahmen der öffentlichen Auslegung des BBauPlan 868 abgegeben

Stellungnahme zum Bebauungsplan 868 (Anlage 4) „Viktoriaquartier“ (Musikzentrum) 

Sehr geehrter Herr Hundt, sehr geehrter Herr Loges, sehr geehrte Damen und Herren,

die Begründung des Bebauungsplanes arbeitet leider fast ausschließlich mit Vermutungen (z. B.: S 41, 9.2.1.2: Erhebliche Auswirkungen sind bislang als unwahrscheinlich einzustufen. S 42, 9.2.1.5: Die Verkehrszunahme wird als nicht erheblich eingeschätzt.)

Hier ist eine genauere Begründung zu erwarten. Zumindest muß von Seiten der Bauverwaltung erklärt werden, warum vage Vermutungen ausreichen, um einen Bebauungsplan zu begründen und rechtswirksam werden zu lassen.

zu S 33, 8.1.5

Hier wird die Dachbegrünung festgesetzt, um so die Erreichung der Ziele der StrUP zu kompensieren. Dies gilt aber nur für Dächer mit einer Neigung von weniger als 15 Grad. Da größere Dachneigungen im Plangebiet nicht ausgeschlossen sind, werden die Ziele der StrUP möglicherweise nicht erreicht. Außerdem hat eine Dachbegrünung nicht die ökologischen Wirkungen von Freiflächen (z. B. Wanderung bodengebundener Tiere) und auch keine Aufenthaltsqualität von Freiräumen (Grünanlagen). Sie kann also die angeblich nicht erreichbaren (warum nicht erreichbar?) Ziele der StrUP nicht kompensieren.

Forderung:

  • AusschluĂź von Dachneigungen größer 15 Grad.
  • Benennung von MaĂźnahmen zur Erreichung der Ziele der StrUP, ggfls. im direkten Umfeld des Bebauungsplans.

zu S 39, 9

Auf die DurchfĂĽhrung einer UVP wird verzichtet, da die VorprĂĽfung keine erheblichen Umweltauswirkungen erwarten läßt. Hierbei wurde die Wirkung der Platanen im Plangebiet auf eine Minderung der Hitzeinsel „Innenstadt“ auĂźer Acht gelassen. In der Innenstadt gibt es nur wenige Bäume, welche eine kĂĽhlende Wirkung ausĂĽben. Da Hitzetage in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen, muĂź in Zukunft mit Hitzetoten gerechnet werden. Während der Hitzeperiode 2003 gab es in Essen 60 zusätzliche Hitzetote. Das sind 30 % mehr Tote als sonst. Es handelt sich hierbei keineswegs um Personen, welche durch die Hitze nur einige Tage frĂĽher gestorben sind. Europaweit gab es mindestens 35.000 zusätzliche Todesfälle.

Die Stadt lässt zur Zeit zwar ein Klimaanpassungskonzept von der Ruhr-Uni erstellen. Ergebnisse sollen Ende diesen Jahres vorliegen. Parallel werden in der Innenstadt mehrere Bebauungspläne umgesetzt, z. B. Citytor Süd, Viktoriaviertel mit dem Musikzentrum, ohne die Auswirkungen auf das Innenstadtklima zu berechnen. Dies ist seit 1997 mit einem kostenlosen Programm (www.envi-met.com) möglich.

Forderung:

Die Wirkung der Platanen auf das Mikroklima ist mit obigem tool zu berechnen und das Ergebnis fachlich zu bewerten. Dies kann unabhängig von den Empfehlungen des o. g. Konzeptes bereit jetzt geschehen. Dies ist um so dringender, da 19 ausgewachsene Platanen entfernt werden sollen (Vorlage 20121710).

zu S 47, 10.6

Hier wird behauptet, dass die durch den Straßenverkehr hervorgerufene Luftbelastung gemindert wird. Da auf S 42, 9.2.1.5 die Verkehrszunahme als nicht erheblich eingeschätzt wird, kann es nicht zu einer Minderung der Luftbelastung kommen, sonst müsste mit einer Verkehrsabnahme gerechnet werden. Die Dachbegrünung hat auf die Belastung der Luft in Atemhöhe keine nennenswerte Auswirkung.

Fordeung:

Die Aussage ist zu korrigieren.

 

Mit freundlichen GrĂĽĂźen

gez.:

Dr. Ingo Franke

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